Ich kann mich noch sehr gut an eine meiner Jura-Vorlesungen an der
Erinnern. Es war an jenem Nachmittag sehr unruhig im Hörsaal, und ich muss zugeben, dass es alles andere als einfach war dem Vortragenden Dozenten zu folgen. Irgendwann reichte es dem gestandenen Juristen dann doch mit uns, und er teilte uns das folgende mit: “Es gibt zwei Gründe, aus welchen Sie meiner Vorlesung offenbar nicht folgen wollen oder können. Der erste Grund ist bedauerlich, aber der zweite Grund wäre in der Tat für Sie alle sehr alarmierend. Wenn Sie einfach nur einen Kaffee trinken gehen wollen und den Stoff für die Klausur selbst erarbeiten möchten, dann sollten Sie dies jetzt tun. Das ist zu schaffen, und ich wünsche Ihnen aufrichtig Glück dabei. Aber ich fürchte der weitaus wahrscheinlichere Grund, warum Sie solche Schwierigkeiten haben meiner Vorlesung zu folgen, ist wohl der Tatsache geschuldet, dass Sie grossteils schon der Generation angehören, die aufgrund der neuen Medien sich nur noch maximal 90 Sekunden konzentrieren kann. Wenn das der Fall sein sollte, dann tun Sie mir in der Tat sehr leid, und ich kann Ihnen versichern, dass Sie damit keine Juraklausur bestehen werden. Hoffen wir also gemeinsam, dass Sie doch nur Lust auf eine Tasse Kaffee haben.”.
Besagter Dozent war kein Arschloch, und ihm dürfte wohl selbst bewusst gewesen sein, dass er hier gewaltig überspitzt; aber immerhin ging es ja darum, unsere Aufmerksamkeit zu gewinnen. Ganz unbegründet sind die Befürchtungen dieses Dozenten ja tatsächlich nicht. Was hat es also auf sich mit dem Medienkonsum junger Leute? Wie nutzen sie mediale Inhalte, und führt die Nutzung neuer Medien tatsächlich nicht doch nur zu Qualitätsverfall und Verflachung? Handelt es sich um einen Mythos oder ist es real, dass ein Großteil junger Leute komplexe Inhalte nur noch schwer verstehen kann oder will? Wie müssen sich vor allem öffentlich-rechtliche Medien auf die Herausforderungen einstellen, welche die neuen Medien mit sich bringen?
Es gibt einige umstrittene Studien zu diesem thema, aber eine neuere solcher Studien möchte ich hier gern weiterempfehlen. Medienprofessor Matthias Künzler sprach im schweizer Radio zu diesem Thema, und besagter
Verdeutlicht, dass es für einen übertriebenen Pessimismus keinen Grund gibt. Besorgnis ist gelegentlich weise und angebracht, aber für Generationsschelte und einen erhobenen Zeigefinger gibt es wahrlich keinen Anlass.
Nun ja, Herr Professor, ich fürchte der gute Mensa-Kaffee war schuld.
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